ÜBER DIE AUTORIN:
Erika Bentfedt wurde 1933 in Magdeburg geboren. Seit ihrem einundzwanzigsten Lebensjahr schreibt sie Gedichte. Kunststudium sowie Studium der Architektur in Darmstadt. Architektin im Bereich Hochbau, später Städtebau. 1990 Teilnahme an der Ausstellung »Frauen - Blicke« im Foyer des Opernhauses Dortmund mit zwei Skulpturen aus Stein sowie einer Plastik aus Ton. Erika Bentfeldt lebt in Düsseldorf.
Der vorliegende Gedichtband dokumentiert die von 1954 bis 2006 entstandenen drei Gedichtzyklen der Lyrikerin. Jahrzehnte Erfahrungen,Erkenntnisse und einer
Frau, die ihre Lyrik erst jetzt, im Alter von über 70 Jahren, der Öffentlichkeit enthüllt, sie Anteil nehmen lässt an ihrer Welt
bewegender und bewegter Gedanken. Langsam öffnet uns Erika Bentfeldt einen Spalt breit den Zugang zu ihrer
Seele, die zunächst allein auf der Suche, wie ein Fluss sich vereinigt mit strömendem Wasser
VORWORT
Wonach suchte Erika Bentfeldt, als sie 1954 im Alter von 21 Jahren ihr erstes Gedicht schrieb? Ein Jahr zuvor noch Abiturientin, studierte sie nun Kunst an
der Werkkunstschule in Darmstadt mit dem Schwerpunkt Bildhauerei. Anschließend absolvierte sie an der Technischen Hochschule in derselben Stadt ihr Architekturstudium. Da das Kunststudium im Volksmund als brotlose Kunst' galt, empfahl der
Vater wohlmeinend der Tochter in einer ersten Phase der Selbstzweifel, sich einen Brotberuf zu suchen.
In welchem Spannungsfeld musste sich die junge Frau, die von der Mutter die künstlerischen
Begabungen und Fähigkeiten geerbt hatte, vom Vater die mathematisch-analytischen, bei der Suche nach einer Existenzgrundlage bewegen? Das Streben nach Unabhängigkeit, Neugierde auf die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen
Materialien und deren Ausdrucksqualitäten mögen sinngebend bei der Wahl der Fächer gewesen sein. War Erika Bentfeldt im Umgang mit den Medien Stein und Ton, die ihre bevorzugten Materialien waren, die ihre Hände formend berührten, ihre
Augen abwägend betrachteten, um sie anschließend zu gestalten, so bewegt, dass sie ihrer Berührtheit durch Worte Ausdruck verschaffen wollte? Oder drangen die Medien selbst, drangen deren Teile und Bewegungen in ihre Worte, ihre Sprache
ein?
Der vorliegende Gedichtband dokumentiert die von 1954 bis 2006 mit Unterbrechungen entstandenen drei Gedichtzyklen, die Erika Bentfeldt selbst beschreibt als ´Suchen und Finden´, ´Lebenskrisen
und Neuausrichtung´, ´Sterben und Tod´. Fünf Jahrzehnte innerlicher und innerer Auseinandersetzungen mit den das menschliche Bewusstsein erstaunenden, quälenden, suchenden Fragen. Fünf Jahrzehnte Erfahrungen, Erkenntnisse und Beweggründe
einer Frau, die ihre Lyrik erst jetzt, im Alter von über 70 Jahren der Öffentlichkeit enthüllt, sie Anteil nehmen lässt an ihrer Welt bewegender und bewegter Gedanken. Langsam öffnet uns Bentfeldt einen Spalt breit den Zugang zu ihrer
Seele, die zunächst allein auf der Suche, wie ein Fluss sich vereinigt mit dem strömenden Wasser, Schwester sei mir". Der Wunsch, sich das strömende Wasser als Schwester und Meister zu ersehnen, enthüllt die uneingeschränkte Hingabe
an das tosende Element, dessen Wege und Bewegungen keinen Stillstand erlauben. Sehnte sich die Bildhauerin bei der Bearbeitung starrer, harter Materie nach der einzigartigen, vom Schöpfer gegebenen Fähigkeit der Überwindung der Härte durch
flüssig Fließendes? Dem Traum des Menschen, alle Gegensätze in Harmonie zu vereinen?
Die Strophe
Dein Weg
ist Behauptung
und Hingabe zugleich.
Dem starren Gestein
schleifst Du
die scharfen Spitzen.
Zur Harmonie
rundest Du sie,
zum Einklang.
Einer Runenschrift gleich
prägst Du dem Felsen Dich ein",
spiegelt den Wunsch des lyrischen Ich, es diesem Du", der Schwester gleichtun zu können. Fünf Jahrzehnte, fünf Topoi, deren thematischem ´Beginn´ ein ´Weg´ folgt; dann das sich anschließende ´Du´, welches im Äußeren, im Anderen wie auch im eigenen Selbst, im Spiegelbild als Begegnung erfahren wird. Belebung erhält das lyrische Ich in der ´Wende´, die der suchenden Seele dieses Ich die Stimme, den Ruf einer anderen Seele zuteil werden lässt und dadurch die noch verschlossene Welt aufbricht. Schließlich ´Stille´, Rückzug aus der Welt der Materie in die Abgründe und Höhen des Schweigens, der Einsamkeit, der Erkenntnis von Leere und der damit verbundenen Bereitschaft, sich ´füllen´ zu lassen von der göttlichen Weisheit. Seele und Herz in ihrer äußersten Konzentration auf Schweigen und Zurückhaltung gerichtet, entfernen sich zunehmend vom alltäglichen Geschehen, um in eine höhere Sphäre des Bewusstseins vorzudringen.
Die Bilder ´Licht´ und ´Himmel´ überstrahlen das Sein, transzendieren zu lyrischen Klangbildern, deren feinstoffliche Beschaffenheit der Leichtigkeit Raum verschafft. Plötzlich erfasst uns die Simultaneität beider Welten, der jenseitigen wie auch der irdischen, transformiert durch den subtilen Blick sowie die Bewegungs- und Erlebnisfähigkeit des lyrischen Ich, das sich im ´Wir´ wiederfindet. Doch damit die überquellende, neu gewonnene Lebensenergie und Freude nicht zur Explosion der Kräfte führen, beherrscht sich das ´Ich´,
Mein Herz, halte still
und spring nicht wie wild vor Freude,
bewahre das Glück als Kraft,
die du in einsamen Stunden
brauchst."
Eine neue Dimension, die ´Ankunft´ ist erreicht, die zugleich den Abschluss der fünf Topoi darstellt. In ihr wiederholen sich fragmentarisch alle Elemente der vorausgegangenen, in vier Jahrzehnten wahrgenommenen Phänomene. Doch verdichten sie sich, werden erneut Materie, lassen filmgleich alle Erlebnisse des gelebten Lebens vor dem inneren Auge Revue passieren, um sich mit dem Tod, der Erde, dem Licht zu verbünden. In ´Verwandlung zum Tode´ durchleuchtet das lyrische Ich mit Fragen alle Eventualitäten und Bedingungen der eigenen Wahrnehmung, sowohl der physischen als auch der psychischen. Der letzte Vers kulminiert in der grandiosen Erkenntnis Ich bin Ich".
War es das Licht in Steinen", dessen energiegeladene Kraft die junge Bildhauerin verspürte und das sie aus der stärksten Materialisation herausarbeiten wollte? Der Dichterin gelingt es, uns in Abwesenheit der Steine deren höchste Auflösung als Licht und Freude spüren zu lassen.
Marie-Louise Jung
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Autorin:
Erika Bentfeldt
ISBN: 9783-86577-103-3
Titel:
Licht in Steinen
Untertitel:
Gedichte von Erika Bentfeldt
Preis: Euro 18,00